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Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

"...der uns beschützt und der uns hilft zu leben". So heißt es im Gedicht „Stufen“ des Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse. Der Zauber eines neuen Jahres zieht uns in seinen Bann.

Der Zauber eines neuen Jahres zieht uns in seinen Bann. Noch wissen wir nicht, was auf uns zukommt, auf was wir uns einlassen dürfen und müssen. Das Neue und Unbekannte fasziniert und sorgt für eine erwartungsvolle Haltung. Was wird uns begeistern, bewegen und herausfordern? Welche Projekte verdienen unsere Aufmerksamkeit? Welchen Menschen begegnen wir?
Wir wissen es nicht und vielleicht ist es genau dieses Nichtwissen, das zu einer Haltung der Lebenskunst am Anfang eines Jahres werden kann.

Aber wie kann uns diese Haltung schützen, die dem Anfang innewohnt?

Normaler Weise erscheint es ja nicht gerade erstrebenswert etwas nicht zu wissen. Nichtwissen kann zu einer Orientierung werden, wenn wir sie bewusst als Haltung einnehmen. Dann führt sie zu erhöhter Aufmerksamkeit und Offenheit. Mit geschärften und offenen Sinnen gilt es neue Situationen wahrzunehmen und zu beobachten ohne zu interpretieren oder zu beurteilen. Der Anfang schützt uns – wir müssen keine vorschnellen Entscheidungen treffen, wir können und dürfen uns ein wenig Zeit lassen, um neue Denkwege auszuprobieren und alte Muster in Frage stellen. Für Sokrates war das Nichtwissen eine grundlegende Lebenshaltung mit der er sich den existenziellen Themen durch Fragen näherte. Man nannte ihn weise, weil er sich seines Nichtwissens bewusst war und den Mut hatte durch offene, klare, sachorientierte und unbequeme Fragen Wissen und Erkenntnis zu erlangen. Ohne dass wir uns anstrengen müssen, öffnet ein neues Jahr seine Pforten für uns. Der Jahresanfang lädt uns charmant ein suchend und fragend nach dem Weg für ein gelingendes Jahr 2012 Ausschau zu halten. Die philosophische Grundhaltung des Nichtwissens könnte ein guter Wegweiser werden, um mehr Fragen zu stellen als Antworten zu geben.

Das Neujahrsrezept von Catharina Elisabeth Goethe (1731-1808) als Coaching-Tipp:

Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so dass der Vorrat für ein Jahr reicht. Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit und einer guten, erquickenden Tasse Tee.

Literaturtipp:

Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe. Die großen Philosophen in Alltag und Denken. dtv 2011

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