Ziele nachhaltig umsetzen
„Ohne Ziele sind Handlungen undenkbar.“ Was braucht es, damit Ziele nicht nur denkbar, sondern auch umsetzbar werden? Mit diesen Aspekten beschäftigt sich der vorliegende Denkbrief.
Holzfäller und SMART
Jahrelang galt das sogenannte smart-Modell der Zielsetzung als die Formel für erfolgreiche Zielsetzung. Demnach müssen Ziele spezifisch, messbar, angestrebt, realistisch und terminiert (smart) sein. Viele Zielvereinbarungssysteme sind in dieser Tradition entstanden. Einmal im Jahr vereinbaren wir möglichst konkrete Ziele, um den Umsetzungsgrad dann nach einem Jahr zu messen. Aber woher stammt dieses Modell überhaupt und wie gut lässt es sich noch auf die komplexen Unternehmensziele der heutigen Zeit übertragen?
Es ist entwickelt worden, um die Leistung von Holzfällern zu steigern. Der Psychologe Latham hat gut nachweisen können, dass Holzfäller mit smarten Zielen mehr Bäume fällen als eine Gruppe, die keine smarten Ziele hatte. Nun haben wir im Berufsalltag zwar immer wieder einfache Zielsetzungen, die durchaus Aktionen wie „Fälle einen Baum!“ ähneln. Weit häufiger haben wir es jedoch mit weitaus komplexeren Zielstellungen zu tun. Da wundert es wohl kaum, warum nur mit smart diese schwer zu erreichen sind.
Ein Motto muss her
Ein Zielmotto steuert unser Verhalten wirksamer, da es sowohl die Zielrichtung beinhaltet als auch notwendige Handlungsflexibilität zulässt. Das Motto bezieht sich dabei am besten auf ein Jahr. Für sich selbst können Sie sich dazu fragen: Was ist mir in diesem Jahr besonders wichtig? Was strebe ich an? Wohin will ich wirklich?
Für ihre Organisation können sie das gut als Microworkshop mit Schlüsselpersonen nutzen: Was kann ein gutes Motto für dieses Jahr sein? Worauf wollen wir unsere Kräfte bündeln?
Ein Beispiel aus unserem eigenen Hause: „Gesundes Wachstum bei vereinfachten Prozessen“ lautete das Motto von steinhübelcoaching für 2013. Im Alltag half das immer wieder, Entscheidungen daran zu justieren. Bringt uns dieser Schritt wirklich dem gewünschten Motto näher?
Weg von oder hin zu?
Bei der Formulierung können wir uns entscheiden, ob wir eine „Weg-von-Formulierung“ wählen, wie etwa „Wir wollen weniger Ausschuss produzieren“ oder ob wir eine „Hin-zu-Formulierung“ präferieren, z.B. „Wir wollen der zuverlässigste Anbieter im Umkreis von 100 Km sein.“ Zu lesen ist immer wieder, unser Gehirn kann nicht mit negativen Formulierungen arbeiten, also sollten Ziele immer positiv formuliert sein. Hierfür finden wir keine eindeutigen Evidenzen, da auch die Aussage „nicht abbiegen“ ja nicht zwangsweise zum Geradeausfahren führt. Also, wählen sie einfach selbst, welche Formulierung sie für zielführender erachten. Sie wissen es ohnehin selbst am besten.
Nun haben wir also ein Motto, die Ziele nach smart konkretisiert und es fehlen noch zwei weitere Mechanismen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, Ziele auch zu erreichen, wenn unser Wille mal nicht ganz so stark ist.
Wenn-Dann-Aktionen
Wir tricksen uns ein bisschen aus, wenn wir die Aktion, die zur Zielerreichung beiträgt, sozusagen automatisieren. Das wusste schon Pawlow, als er dem Hund immer beim Glockenschlag Futter gab. Nach einiger Zeit speichelte der Hund auch ohne Futter nur beim auditiven Reiz. So geht’s: „Immer wenn ein Kunde den Laden betritt, blicke ich ihn unaufgeregt freundlich an und nehme wahr, wohin sein Blick geht, um ihn darauf anzusprechen.“ (Das Motto dieses Geschäfts war „Kunden nicht belästigen, sondern begreifen.“).
Unterstützer für die letzten Meter
- Innere und äußere Unterstützer erhöhen die Motivation zur Zielerreichung. Hier eine Liste von hilfreichen inneren Helfern:
- Der Sinn-Satz („Wozu mache ich das überhaupt?“)
- Die Belohnung („Was tue ich mir Gutes?“)
- Das Ziel-Foto („Wie sehe ich aus, wenn ich das Ziel erreicht habe?“)
- Äußere Helfer können sein: Der Solidarpartner („Na, wieder ein Stück geschafft!“)
- Der Mitgehende („Ich hab die Laufschuhe schon mal dabei!“)
Den Knick einplanen
Statistisch gesehen haben wir nach 6 Wochen einen Motivationsknick bei allen Aktionen, auch bei denen, die wir selbst wollten. Also, im Kalender nach 5 Wochen einen Merker setzen und ein kurzes Gespräch mit seinem Solidarpartner führen: Was braucht es noch, um über die letzten Meter zu kommen? Gilt auch für Mitarbeitergespräche: Ein kurzes Check-up nach 5 Wochen erhöht die Umsetzungswahrscheinlichkeit. Besuchen Sie uns gerne in 5 Wochen wieder.
Zusammengefasst braucht es
- Ein Zielmotto (“Was wollen wir in diesem Jahr fokussieren?“)
- Konkrete Zielformulierung „(Was genau tun wir?“)
- Wenn-Dann-Verknüpfungen („Wenn es Montag ist, jogge ich.“)
- Unterstützer („Wer unterstützt innerlich und äußerlich die Umsetzung?“)