Mehr zu Coaching und Organisationsentwicklung

Akademie Magazin

Müsste man mal

Im Pläneschmieden und Vorsätzeverkünden sind wir Weltmeister. Doch wohin verschwinden die alle im Laufe des Jahres?

Zum Jahresstart werden wieder heftig Pläne gemacht und gute Vorsätze geschmiedet. Doch so diszipliniert wir auch sein mögen, immer wieder geraten wir an unsere Umsetzungsgrenzen. Wie kann das passieren? Und wie können wir es diesmal etwas anders angehen, um nicht enttäuscht zu werden?

Erkenntnisse der Motivationspsychologie (vgl. Kuhl, 2013) zeigen, dass wir neben einer Annäherungsmotivation auch bei noch so attraktiven Zielen immer zusätzlich eine Vermeidungsenergie haben. Wenn wir beide Stärken deutlich machen, fällt es wesentlich leichter, die Ziele auch umzusetzen. Ansonsten stellt uns unser Unbewusstes immer wieder ein Bein. Unbewusst heißt es eben genau deshalb, da wir es nicht durch unsere bewusste willentliche Steuerung regulieren können.

Verdeutlichen wir es uns anhand eines Beispiels: Anton Aust will in diesem Jahr endlich mit dem Rauchen aufhören. Er ist sich kognitiv völlig im Klaren darüber, welche Schadstoffe seinen Körper vergiften. Doch je mehr er sich dies verdeutlicht, desto stärker wird sein unbewusster innerer Widerstand. „Ich lass mir doch nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe! Schließlich bin ich Geschäftsführer und kann strategisch entscheiden.“ So könnte Antons innerer Dialog aussehen.

Lassen wir Anton nun das Coaching-Tool mit acht Entwicklungsschritten nutzen. Zunächst schreibt er sich die Stärke der Annäherung seines Zieles auf. In diesem Fall also „Rauchen aufhören“. Auf der Skala von 0 bis 100 wählt er einen Wert von 62. Dagegen setzt Anton den Vermeidungsanteil, den er ebenfalls auf der Skala notiert, mit 43 fest. Alleine aus dieser Visualisierung wird schon deutlich, wie stark nun zwei Kräfte in entgegengesetzte Richtungen ziehen. Und sinnbildlich Anton dazwischen. Bei dem Stress könnte man sich am besten gleich ne Fluppe anzünden.

Die acht Entwicklungsschritte

  • 1. Überblick verschaffen
    Erstelle eine „Müsste man mal!“-Liste. Hier kommen max. fünf Dinge rein, die du erreichen möchtest, wenn du nur die Zeit dafür hättest.
  • 2. Ziel fokussieren
    Wähle nun max. ein bis zwei Punkte aus der Liste aus und verdeutliche dir, was du wirklich mit dem Ziel willst. Was ist das Ziel hinter dem Ziel? Wozu willst du das erreichen, was du dir vornimmst? Wähle das wichtigste aus. Anton Aust will die Treppe zu seinem Büro in den sechsten Stock steigen und am Halbmarathon nächstes Jahr teilnehmen können, ohne sich völlig zu blamieren. Das ist doch mal was!
  • 3. Motivation finden
    Notiere auf den Skalen die Stärke der Annährung und den Vermeidungsanteil und frage Dich, wie du deinen Annäherungswert um weitere fünf Prozent erhöhen kannst. Anton findet den inneren Satz „Keine Kippe schmeckt so gut, wie das verdutzte Gesicht des Kollegen aussieht, wenn ich es schaffe“ als nützlich. Also aufschreiben und immer wieder dran denken.
  • 4. Inneren Gegenspieler akzeptieren
    Die Vermeidungsenergie ist wie ein unliebsames Pop-up. Wenn wir es an einer Stelle wegdrücken, kommt es an einer anderen wieder. Vermeiden gehört ebenso zu unserer Persönlichkeit, wie Ziele erreichen und Erfolge anstreben. „Ah, hallo, da bist du wieder mein innerer Rebell!“ ruft Anton seiner Vermeidungs-energie (still) zu.
  • 5. Vermeidung kanalisieren
    Was kann helfen, die Vermeidung in andere Bahnen zu lenken? In diesem Fall ist der Wert Autonomie und Freiheit berührt, ein Wert, den die Werbung jahrelang aktiv genutzt hat. Wir denken nur an den Marlboro Cowboy zurück. Was lässt dich frei sein, obwohl du dein Verhalten kontrollierst? Wie baust du kleine Eskapaden auf anderen Ebenen ein?
  • 6. Am Ball bleiben
    Aus der Sportpsychologie wissen wir, dass nach sechs Wochen die Wahrscheinlichkeit am stärksten ist, ein gewünschtes Verhalten wieder fallen zu lassen. Hier hilft es, sich dieses vorher in den Kalender zu schreiben und einen Solidarpartner zu bitten, einen aktiv zu erinnern. „Tritt mir in den Hintern!“
  • 7. Scheitern einplanen
    Klingt paradox, hilft aber tatsächlich. Wenn wir klein Scheitern, bleiben wir dennoch auf dem Umsetzungspfad. Ansonsten ist die Gefahr da, dass nach einem erneuten Versuch der Erlauber aktiviert wird „War doch eh klar, dass ich es nicht schaffe, also lass ich es gleich wieder“. Das schützt vor zusätzlichem Schmerz.
  • 8. Erfolge feiern
    Als Anton es geschafft hat bis in den sechsten Stock zu laufen, ohne dass sein Hemd schweißnass war, hat er sich gefeiert. Einmal in den Spiegel schauen, ein Glas Sekt in der Hand und sich liebevoll zuzwinkern, wirkt Wunder.

Zurück