Motivation If you start me up
In diesem Denkbrief widmen wir uns dem Thema Motivation (movere = bewegen). Sie ist die Triebfeder des menschlichen Handelns zur Befriedigung seiner Bedürfnisse.
In diesem Denkbrief widmen wir uns dem Thema Motivation (movere = bewegen). Sie ist die Triebfeder des menschlichen Handelns zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Mick Jagger singt es auf den Punkt: „If you start me up, I never stop.“ Wir wissen, wenn wir verliebt sind, sind wir motiviert, Dinge zu tun, die wir sonst für unmöglich gehalten hätten. Wie schön wäre es, wenn wir diesen Zustand in der Zusammenarbeit erzeugen könnten. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche Motivationstechniken Sie für ein Hobby nutzen? Sie verbringen viel Zeit damit, verschleudern unnötig Geld, werden teilweise sogar komisch dafür angesehen und finden es dennoch gut. Komisch, oder? Halten wir schon mal fest: Menschen sind motiviert, wenn sie etwas finden, was ihnen bedeutsam ist!
Führungstipp:
Finden Sie heraus, was Ihrem Mitarbeiter wirklich wichtig ist. Keine Angst davor, dass Sie ihm oder ihr nicht alles geben können. Menschen können mit Enttäuschungen umgehen, wenn wir sie nicht täuschen, ihnen also nichts vormachen.
Ohne Moos nichts los?
Geld ist ein hervorragender Motivator, da es zwei wesentliche Grundbedürfnisse erfüllt: Das Bedürfnis nach Anerkennung und nach Sicherheit. Psychologisch wirkt der Grundlohn dabei jedoch nur kurzfristig motivierend. Prämien führen zu einer Erhöhung der Leistungsmenge, nicht aber der Leistungsgüte. Zudem werden sie sehr schnell als Selbstverständlichkeit angesehen.
„Wer meint, Mitarbeiter alleine mit einer Möhre motivieren zu können, darf sich nicht wundern, wenn sich diese wie Esel verhalten.“
Führungstipp: Steuere die Leistungsmenge durch transparente Entlohnung, ergänze ein einfaches Prämiensystem, was direkt durch den Mitarbeiter beeinflussbar ist und steuere Leistungsgüte durch direkte verhaltensbezogene Rückmeldung.
Die Führungskraft als Motivator?
Kurzfristig auf der großen Bühne Menschen zu bewegen, ist einfach und zynisch zugleich. Wir erinnern uns vermutlich an „Tschaka, Du schaffst das!“. Diese Form der Motivation nimmt Menschen nicht ernst und kann daher bestenfalls als Unterhaltungsfaktor durchgehen.
Führungstipp:
Sei ein Leuchtturm, der Orientierung bietet. Drei Punkte sind dabei besonders wichtig:
- „Dahin möchte ich mit Ihnen!“
- „Das ist mir wichtig!“
- „Das brauche ich von Ihnen dazu!“
Menschen wollen von ihrer Führungskraft im Kern zwei Dinge: Gesehen werden und wissen woran sie sind.
Strohfeuer oder Steinkohle?
Im Durchschnitt beobachten wir nach sechs Wochen ein Absinken der Motivation, selbst wenn wir an eigenen Zielen arbeiten. Untersucht wurde dies beispielsweise bei Personen, die sich vornahmen zu joggen. Interessant für den Führungsalltag ist, wer länger als sechs Wochen durchhielt, hat eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, sein neues Verhalten aufrechtzuerhalten. Wer nach spätestens 6 Wochen ein kurzes Erinnerungsgespräch erhält, bleibt länger am Ball.
Führungstipp:
Ergänzen Sie die Jahresgespräche durch kurze Motivationsdialoge, in denen Sie ermutigen, erinnern und nicht ermahnen.
Es geht darum, den Menschen in seiner Funktion wahrzunehmen. Signalisieren Sie: „Du bist mir wichtig!“ „Du bist wertvoll für dieses Unternehmen!“
Menschen sind keine Faultiere
Eine grundlegende Klarstellung ist mir wichtig: Es gibt kein Persönlichkeitsmerkmal „Faulheit“. Die Frage ist daher, was braucht die Person, um sich motiviert zu verhalten. Stellen wir uns den Mitarbeiter Michael Müller vor, den sein Vorgesetzter als „Faule Sau“ beschreibt. In der Tat verhält sich Michael Müller in seinem Job „faul“.
Versuchen wir eine Änderung mit Hilfe der „Kleingärtnervereinsvorsitzendenfrage“, indem wir herausfinden, wann sich Michael Müller von sich aus bewegt. Bei jedem Menschen gibt es so einen Zustand! Fragen wir bei Herrn Müller, in welchem Kontext er engagiert ist, stellen wir fest, dass er Vorsitzender des Kleingärtnervereins „Scholle“ ist. In dieser Funktion strukturiert, organisiert und plant Herr Müller so, wie es sich sein Vorgesetzter von ihm in seinem eigentlichen Beruf auch wünschen würde.
Führungstipp:
Finden Sie heraus, in welchen Situationen auch außerhalb des Jobs Ihre Mitarbeiter begeistert sind. Sprechen Sie ihre Wahrnehmung offen an: „Ich frage mich, was wir tun können, damit Sie in Ihrer Tätigkeit genauso begeistert sind, wie in Ihrem Hobby?“ Klären Sie die Rahmenbedingungen unter denen dieses möglich ist. Vereinbaren sie konkrete Handlungsschritte und einen Zeitrahmen der Umsetzung.
Sprache steuert
Die Mitarbeiterin Klara Klausner arbeitet leider immer wieder ungenau und macht zu viele Fehler. Probieren wir zwei Formulierungen aus, sie zu bewegen, präziser zu arbeiten. »Sie müssen weniger Fehler machen! « oder »Ich frage mich, was es braucht, damit Sie noch genauer arbeiten können.« Bei der ersten Variante herrscht Druck und wenig Motivation, wohingegen die zweite Form einlädt zum Dialog. Ernst nehmen bedeutet nicht anweisen, sondern miteinander herausfinden, was es braucht und dies dann umsetzen.
Stellen wir uns weiterhin vor, Sie wollen heute eine Kollegin dazu bewegen, die Besprechung zu leiten. Sie könnten fragen: „Wer möchte heute moderieren?“ oder Sie fragen: „Wer möchte heute Moderatorin sein?“ Die zweite Formulierung kann laut Forschungsergebnissen die Wahrscheinlichkeit zur Aktion erhöhen, da das Substantiv das Selbstbild ändert. Ich bin eher bereit eine „Moderatorin“ zu sein, als nur die Tätigkeit auszuführen. Das gilt im Übrigen auch für andere Aufgaben. Substantiv motiviert!
Führungstipp:
Gewöhnen Sie sich eine motivierende Sprache an. Lassen Sie dabei Drohungen und einfache Floskeln weg und ersetzen diese durch einladende und positive Formulierungen.
Nicht Vorbeischießen
Nach T. Higgens, werden Menschen durch zwei Perspektiven motiviert. Durch den Wunsch, etwas zu gewinnen („Promotion“) oder dem Streben, nicht zu verlieren („Prävention“). Stellen wir uns vor, Sie wollen die Steuererklärung fertigstellen und dies ist für Sie eine eher unangenehme Aufgabe, zu der Sie sich motivieren wollen. Dann kann es zwei Selbstinstruktionen geben:
- „Wenn ich die Steuererklärung fertig habe, gönn ich mir einen Kinobesuch.“ oder
- „Wenn ich sie nicht fertig bekomme, streiche ich den geplanten Schuhkauf.“
Ein weiteres Beispiel: Sie wollen möglichst viele Tore schießen. - „Versuche, möglichst wenig danebenzuschießen“ oder
- „Versuche, möglichst oft zu treffen.“
Vermutlich haben Sie auch schon mal davon gehört, Ziele dürfen nur positiv formuliert sein. Das entspricht eben nicht mehr dem aktuellen Stand der Erkenntnis, denn es hängt eben vom Typen ab.
Führungstipp:
Nutzen Sie positive Zielformulierungen („Hin zu“) ebenso wie negative Formulierungen („Weg von“), je nach Mitarbeitertyp und beobachten Sie die Wirkung.
Generation Y bewegen
Motivation ist nicht unbeeinflusst von kulturellen Entwicklungen. Daher ändern sich die Notwendigkeiten im Umgang mit jüngeren Mitarbeitenden und stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Nach neusten Erkenntnissen legt die sogenannte Generation Y bei der Wahl eines Arbeitgebers folgendes Ranking an:
- 1. Herausforderndes Arbeitsumfeld
- 2. Work-Life-Balance
- 3. Standort
- 4. Weiterbildung
- 5. Vergütung
Führungstipp:
Um jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, wollen diese in erster Linie einen anspruchsvollen Arbeitsplatz, an dem Sie Ihre Zeit selbstbestimmt steuern können. Das steckt hinter der Idee Arbeit und Leben auszubalancieren. Es geht um Sinn also das „Why?“ viel mehr als um Status.
Liebe läuft
Kommen wir am Ende nochmal zurück zu den Rolling Stones. Wenn „Liebe motiviert“ im Führungsalltag bedeutet, nichts motiviert so sehr, wie ein Mensch, der sich für mich interessiert, mit mir in Kontakt geht, mich nimmt, wie ich bin und mich anschaut, wie ich sein könnte, dann wissen wir, was wir in Führung tun können.
Abschließender Führungstipp:
Schauen Sie sich Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an, als wären Sie „ein Jahr“ kompetenter und motivierter oder erwischen Sie nur eine Woche alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv dabei, wenn sie sich bewegen, anstatt darauf zu achten, dass sie etwas falsch machen.