
Gutes Denken unter Druck
Gedacht von Andreas Steinhübel
„Under pressure. Pressure pushin' down on me. Pressin' down on you, no man ask for. Under pressure that brings a building down. Splits a family in two, puts people on streets.“ - David Bowie
Wir leben sicherlich in anspruchsvollen Zeiten. Das muss Ihnen niemand vor Augen führen, denn das erleben Sie als Führungskraft jeden Tag. „Unsicherheit hat es in der Welt schon immer gegeben. Seit es Menschen gibt, ist ihre Zukunft ungewiss. Ich kann das Gejammer über die VUCA-Welt einfach nicht mehr hören.“ so Robert L. Martin.
Einige von uns drücken diese Unsicherheit vielleicht gerne weg mit dem „Pfeifen im dunklen Wald“ oder dem Gang in den Keller als Kind. Einige agieren im „Kämpfermodus“ und haben den inneren Satz „Jetzt ist Durchbeißen angesagt“. Viele Grüße an Ihre Zähne. Wieder andere verfallen vielleicht auch in Wehklagen und Jammer. „So schlecht war es ja wirklich noch nie, was soll denn noch alles kommen.“ Doch all diese Extreme bringen nur kurzfristige Entlastung und lösen die Situation nicht relevant.
Wie gelingt es uns also, gerade in kritischen Phasen unser Gehirn bestmöglich zu nutzen, um mit klugen Gedanken die Situation zu analysieren und auf dieser Basis schlaue Möglichkeiten zu finden. Damit beschäftigt sich dieser Denkbrief.
„Die Amygdala reagiert immer schneller als unser Verstand, um uns vor Gefahren zu schützen. Wir können die Amygdala-Aktivität durch die Veränderung unserer Meinung reduzieren. Eine ruhigere Amygdala ermöglicht uns, wieder mehr Zugriff auf unseren präfrontalen Cortex. Kurzum: wir denken einfach besser.”
Quelle: Kevin Ochser, Stanford
Es geht jedoch grade nicht darum, nicht berührbar zu werden und sich einen starken Panzer zuzulegen. Es geht vielmehr darum, sich einzulassen, beweglich zu sein und immer wieder aufzustehen. Ganz wie ein Halm, der sich durch den Wind biegt, aber wieder aufrichtet.
Wir sprechen hier vom „Mentalen Immunsystem“. Denn wer dem Leben nur „resilient“ begegnet, der verpasst Veränderungen, die für ein gelingendes Leben wichtig sind.
Es gibt einen angeborenen und erworbenen Teil des Immunsystems. So hat ein Säugling etwa eine saure Hautoberfläche oder Tränenflüssigkeit gegen Erreger. Die Abwehr Grundausstattung ist im Baby Basistarif enthalten. Das Upgrade erhalten wir durch Auseinandersetzungen mit der Umwelt.
Versuch:
Leistung bei Mathematikaufgaben. Die Frage ist, welche Instruktion erzielt bessere Ergebnisse?
- Instruktion A: “Und wenn ich mit einem Problem beginne, sage ich mir: Ich kann es schaffen!”
- Instruktion B: “Ich werde so viele Probleme wie möglich lösen.”
Ergebnis: 4,3 richtige Lösungen bei Instruktion A im Vergleich zu 2,8 bei Instruktion B
Quelle: Ute Bayer u. Peter Gollwirtzer, Uni Konstanz.
Nächstes Experiment:
“Wir konnten anhand ihrer Testergebnisse erkennen, dass sie deutlich problemloser mit einer Seekrankheit umgehen können als viele andere Marinekadetten…”
Ergebnis: 42% geringere Symptome
Quelle: Dov Eden u. Yaakov Zuk, University Tel Aviv
Selbstwirksamkeit stärken:
- A: ”Ich werde das Bestmögliche tun, um das Ziel zu erreichen.”
- B: “Wenn ich mich auf den Weg zu meinem Ziel mache, dann weiß ich, dass ich die Fähigkeiten besitze, es zu erreichen.”
Auflösung: Die Formulierung B erhöht die Selbstwirksamkeit.
Quelle: Albert Bandura “Glauben an die Selbstwirksamkeit.”
Fazit
Wir können durch die Art unserer Instruktionen unser Denken unter Druck relevant mitgestalten. Mehr Druck macht uns eher dumm als kreativ. Grade in Zeiten des Wandels sollte dies eine wichtige Erkenntnis in der Kommunikation von Führung sein.
Laden Sie zum Wandel ein, beschreiben Sie den Weg und bleiben Sie bei Unsicherheiten freudvoll an der Seite. Als Unterstützer und nicht als brüllender Drill Instructor.
Viel Freude bei der Transformation.